Willlkommen
Raum der Stille
06.12.2019 - 20:00 h
Konzert - 07.12.19
Iran - Pressestimmen
Verfolgungen in Iran
RUHI- Institut
Bahá'í-Denkmäler
Bahá'í- Geschichte
Bahá'í- Schriften
Zitate - Bahá'í-Religion
Heilige Stätten in Israel
Bahá'í- Links
Datenschutzerklärung
Kontakt
Impressum


Mullahs halten religiöse Minderheit für Spione Israels
Verfasst von Büro für Außenbeziehungen und Shila Meyer-Behjat

Arbeitsverbot, willkürliche Inhaftierung, Brandanschläge:

Im Iran werden die Anhänger der Bahai aggressiv verfolgt. Immer wieder wird der Religionsgemeinschaft Spionage im Auftrag Israels vorgeworfen.

Mullahs halten religiöse Minderheit für Spione Israels Arbeitsverbot, willkürliche Inhaftierung, Brandanschläge: Im Iran werden die Anhänger der Bahai aggressiv verfolgt. Immer wieder wird der Religionsgemeinschaft Spionage im Auftrag Israels vorgeworfen.

Foto:
Bahá'í World News Service

Foto Eine ausgebrannte Wohnung einer Bahai-Familie im iranischen Kerman: Sie wurde telefonisch bedroht, bevor ihre Wohnung im Juli 2008 in Flammen aufging.


Eine sichere Leitung muss her. Skype ist zu gefährlich, Yahoo-Chat auch, das Telefon erst recht. Google-Chat könnte gehen. Trotzdem vermeidet Sepehr Atefi auch in dem Chat jedes Wort über Israel. Das könnte seine Familie in große Schwierigkeiten bringen, sagt er. Und ihn selbst auch – obwohl er heute in Berlin lebt, weit weg von seiner Familie im Iran.

Sepehr Atefi ist Bahai und gehört damit zur größten religiösen Minderheit der Islamischen Republik. Seit ihrer Entstehung vor rund 170 Jahren gelten die Bahai als Abtrünnige des schiitischen Islam, aus dessen Wurzeln sie einst hervorgingen. Den Koran achten sie, aber sie sehen – anders als die Muslime – Mohammad nicht als den letzten der Propheten an.

Eine Religionsgemeinschaft mit weltweit rund sieben Millionen Gläubigen, der im Iran jegliche Anerkennung versagt wird. Hinzu komme, so der Vertreter der Bahai-Gemeinde in Deutschland, Ingo Hoffmann, die progressive Lehre: "Glaubensgrundsätze wie die Gleichberechtigung von Mann und Frau oder der allgemeine Zugang zu Bildung werden schnell als westlich abgestempelt und so verteufelt." Im Zuge der iranischen Revolution hat sich die Lage der Glaubensgemeinschaft deshalb deutlich verschlechtert.



Vorwurf der Spionage

Während die Bahai in Deutschland als Körperschaft des Öffentlichen Rechts anerkannt sind und bei den Vereinten Nationen beratenden Status haben, wirft man ihren rund 300.000 Anhängern im Iran offiziell Spionage für Israel vor – eine Anschuldigung, die Anhänger der Bahai immer wieder in große Schwierigkeiten bringt. Nach Angaben der Internationalen Bahai-Gemeinde wurden zwischen 1979 und 1998 etwa 200 Bahai hingerichtet, 15 sind einfach verschwunden, allein zwischen 2004 und 2010 waren 334 in Haft. Derzeit verschärft sich die Situation wieder. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagt, man sei über "die Lage der Bahai im Iran sehr besorgt".

Atefi weiß, was das in der Realität bedeutet. Der heute 24-jährige Bahai hat sich in seiner Heimatstadt Isfahan jahrelang in der Jugendarbeit seiner Gemeinde engagiert – und dabei immer wieder Diskriminierung erlebt. Das wollte er nicht schweigend ertragen, obwohl öffentlicher Widerspruch Haft (Link: http://www.welt.de/5803360) bedeuten kann. Immer wieder hat er für das "Committee of Human Rights Reporters", in Blogs, Foren und sozialen Netzwerken über die Menschenrechtsverletzungen berichtet – unter seinem echten Namen.

Das ging dem Regime zu weit. Kurz bevor er festgenommen werden sollte, konnte er mit Hilfe eines Schleppers fliehen. Seit dem Jahr 2009 lebt Atefi in Deutschland – als einer von 50 Iranern, denen nach den iranischen Parlamentswahlen 2009 der Flüchtlingsstatus gewährt wurde. "Solange der Iran nicht frei ist, kann ich nicht zurück", sagt er.


Angst vor Offenheit

Mona Sabadi möchte ein solches Risiko wie Atefi nicht eingehen und deswegen nicht ihren richtigen Namen nennen, wenn sie über ihre Heimat Semnan spricht. Die Region ist so gefährlich, dass der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung sich eigens zu der Provinz äußerte: Mit "großer Besorgnis" blicke er auf "die Verfolgung der Bahai in der iranischen Provinz Semnan", so Markus Löning im November.

"Jeder, der hier aus einer Bahai-Familie kommt, ist unter Druck", berichtet Mona Sabadi, die jetzt in Deutschland lebt. Ständig kämen Mitglieder in Haft, neuerdings auch Ehepaare gemeinsam. Zuletzt berichtete der persische Dienst der "Deutschen Welle" über zwei junge Mütter, die mit ihren Babys in Semnan inhaftiert wurden. Beide Kinder sollen sehr schwach sein, heißt es in dem Beitrag.

Der Vater des jüngeren, erst fünf Monate alten Kindes wurde kurz darauf ebenfalls festgenommen, berichten andere Quellen, darunter das "Committee of Human Rights Reporters". Die Haftstrafe verbüße das Ehepaar "allein wegen ihrer religiösen Zugehörigkeit", berichtet die Menschenrechtsorganisation.


Diskriminierung mit schweren Folgen

Die ständigen Festnahmen haben dramatische Konsequenzen für die Bahai-Familien. "Wenn Mutter und Vater in Haft sind, ist keiner mehr da, der Geld verdienen kann", sagt Mona Sabadi. "Viele Familien haben keine finanziellen Reserven mehr, wenn die Eltern zwei, drei Jahre im Gefängnis gesessen haben." Einigen Bahai würden unter falschen Vorwänden Gewerbescheine entzogen oder ihre Läden geschlossen. Das bestätigt auch der deutsche Menschenrechtsbeauftragte Löning und verurteilt "die willkürliche Schließung von Geschäften und die Exmatrikulation von Studenten", die ebenso wenig hinnehmbar seien wie "Anschläge, Verhaftungen und gezielte Einschüchterung".

Immer wieder kommt es auch zu Übergriffen auf Schulkinder. Anschläge auf Geschäfte und Wohnhäuser der Bahai sind üblich, berichten sowohl Gemeindevertreter als auch der UN-Berichterstatter für Menschenrechte im Iran. Auch Gräber der Familie Sabadi wurden mehrmals zerstört. "Immer, wenn man etwas besonders schön gemacht hat, kommt jemand und macht es kaputt", sagt Mona Sabadi.

Die großen Zeitungen des Landes tragen mit Nachrichten über die "perverse Sekte", die Kinder opfern würde, zur der Gewaltbereitschaft gegen die Bahai bei. In 16 Monaten konnte die Gemeinde 400 gegen sie gerichtete Medienberichte dokumentieren. In einer TV-Serie sind Bahai die Spitzel der israelischen und britischen Regierung.


Vertreter der Bahai inhaftiert


Die Bahai werden gleich auf mehrerem Ebenen unterdrückt. Die iranische Verfassung erwähnt als religiöse Gruppen neben dem Islam lediglich Christen, Juden und Zoroastrier. Seit 1983 ist es der Bahai-Gemeinde verboten, sich zu versammeln oder zu organisieren. Im Frühjahr 2008 wurden ihre sieben gewählten Vertreter inhaftiert. In der Vergangenheit wurden sogar Teile ihrer geistlichen Führung hingerichtet.

Dass die iranische Regierung die Bahai systematisch verfolgt, deckte 1993 der damalige UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Iran auf. Im sogenannten "Golpayegani-Memorandum", das unter anderem von Ayatollah Ali Chamenei verfasst wurde, heißt es: Die Bahai müssten in "ihrem Fortschritt behindert werden", ihnen müsse jeder Zugang zu Bildung, ob Schule oder Universität zumindest erschwert werden, berufliche Tätigkeiten seien ihnen zu versagen und ihre "kulturellen Wurzeln im Ausland" müssten zerstören werden.

Die Berufsverbote setzen der Gemeinschaft wirtschaftlich ebenso zu wie die Verweigerung einer Universitätsausbildung: 2006 erhielten 81 Universitäten ein Brief des Bildungsministeriums mit dem Titel "Das Studieren von Bahai-Personen ist untersagt". Darin wies das Ministerium auf Grundlage eines Beschlusses des Rates der Kulturrevolution von 1991 an, die Bahai aus Sicherheitsgründen "kenntlich zu machen" und von den Universitäten auszuschließen. Bereits 2005 gab es einen Befehl der Armee an die Sicherheitsbehörden, die Bahai zu identifizieren.


Zum Sündenbock gemacht

Die offiziellen Vorwürfe gegen die Mitglieder der Gemeinde im Iran werden zurzeit wieder besonders laut: Erregung öffentlichen Ärgernisses, regimefeindliche Tätigkeiten, vor allem aber Spionage für Israel werden ihnen vorgeworfen. Der letztere Vorwurf macht die Bahai in der logischen Konsequenz der antiisraelischen Haltung der iranischen Regierung schlicht zu Staatsfeinden – und zur willkommenen Projektionsfläche für sämtliche Beschuldigungen.

"Es war eigentlich schon immer so, dass die Bahai mit dem größten Feind der iranischen Regierung verbunden wurden", merkt Hoffmann von der Bahai-Gemeinde Deutschland an. "Erst waren es die Russen, dann die Briten und jetzt eben Israel. Damit werden sie immer zu Sündenböcken gemacht", sagt er.

Nach Israel richtet die Bahai-Gemeinde weltweit jeden Tag ihr Gebet – in Richtung Haifa (Link: http://www.welt.de/13607109) . Denn dort, am Berg Karmel liegen ihre Heiligen Stätten. Für viele, die als Touristen durch Israel gereist sind, gehört der goldene Kuppelbau (Link: http://www.welt.de/13604877) umgeben von herrschaftlich angelegten Gärten, zum festen Programm. Dass das Zentrum der Gemeinde heute in Israel liegt, geht auf eine Entscheidung des Schahs von Persien zurück, der sie des Landes verwies. Doch dieser Zusammenhang bleibt im Iran unerwähnt.

Die Autorin ist Journalistin und gehört der Gemeinde der Bahai an.Hier ein Gebet von vertontes Gebet von Shoghi Effendi
mit Bildern und Berichten der Bahá'í International Community (BIC)
bei den Vereinten Nationen in New York:

http://www.youtube.com/watch?v=fl8V-lS2lj0


Wir möchten besonders auf den Iran- Blog des Nationalen Geistigen Rates hinweisen, der tagesaktuell gepflegt wird:http://iran.bahai.de/.
Berichte und aktuelle Informationen finden Sie unter http://bahai.de.

Archiv:

Vertreter von Amnesty international vom Bezirk Linker-Niederrhein haben mit Bahá'í aus der Umgebung auf die akute Situation der Bahá'í in Iran am 09.04.2011 und 16.04.2011 vor dem Stadthaus Viersen am Rathausmarkt mit Informationsständen aufmerksam gemacht. Gespräche und Korrespondenzen brachten klar zum Ausdruck, dass die Menschenrechtsverletzungen an den Bahá'í in Iran nicht akzeptiert werden

Inostände am 09.04.2011 und 16.04.2011in Viersen gegen die Bahá'í Verfolgung im IranInfostände zur Bahá'í-Verfolgung



BAHÁÍ  IN IRAN

Bahai in Iran - Austellung in Mönchengladbach - Steinsstr. 89b

Foto: Ausstellung in Mönchengladbach zum Offenen Brief- Geistenbeck - Steinsstr. 89b